Deutsch-polnische Erfolgsgeschichte muss fortbestehen

Oberarth / Schweiz – Als im Jahre 1991 die Regierungschefs beider Länder, Helmut Kohl und Jan Krzysztof Bielecki den Grundstein für eine deutsch-polnische Erfolgsgeschichte legten, konnte niemand voraussehen, wie überdurchschnittlich gut sich diese entwickeln würde. Der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag von damals zog einen Schlussstrich unter das nicht immer harmonische und friedliche Miteinander und ebnete den Weg für eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit, welche heute hunderttausende Arbeitsplätze in beiden Ländern sichert. Das dies so bleiben kann, setzt festen Willen und harte Arbeit voraus.

Zum heute sichtbaren Wohlstand an der Weichsel trugen deutsche Unternehmen maßgeblich bei. Ihre Investitionen beliefen sich 2015 gemäss der Polnischen Nationalbank (NBP) auf über 28 Mrd. Euro. Ausserdem haben die etwa 7.000 deutschen Unternehmen in Polen den Ruf, wesentlich besser als ihre einheimischen Konkurrenten zu zahlen. Zwar werden die Unterschiede in der Entlohnung zwischen Firmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung und rein polnischen Betrieben kleiner, betrugen aber immer noch über 50%.

Desshalb sind gerade deutsche Unternehmen in Polen besonders beliebte Auftrags- und Arbeitgeber. Doch identifiezieren diese Unternehmen die Löhne als den sich am schnellsten entwickelnden Indikator der polnischen Wirtschaft. Sie stiegen allein in 2015 real um über 4% an und sollen laut der NBP bis 2018 und auch danach, kaum an Fahrt verlieren. Gründe dafür sind die sinkende Arbeitslosigkeit und ein auch in Polen anwachsender Fachkräftemangel. Und daran können auch noch so gut zahlen Unternehmen ausländischer Herkunft, über eigene Förder- und Ausbildungsprogramme hinaus, nur bedingt etwas ändern.

Investitionen in Polen noch immer sehr lohnenswert

Der Kostenvorteil für ausländische Unternehmen ist dennoch groß. Dies zeigt das folgende Beispiel: Wenn ein Unternehmen in Polen oder Deutschland einen jungen Ingenieur einstellt, steht auf seiner Lohnabrechnung der gleiche Betrag. Der einzige Unterschied ist, dass es sich in Deutschland um Euro, in Polen dagegen aber um Zloty handelt. Da ein Euro in Polen durchschnittlich fast 4,20 Zloty kostet, ist es ziemlich klar, welche Vorteile nach wie vor geboten sind.

Das gesamte Lohnniveau in Polen erkennt man am besten, wenn man sich vor Augen führt, von den fast 14 mio. Erwerbstätigen nur ca. 16'000 über Euro 3'000.— monatlich verdienen. Dies verstehen erfolgreiche deutsche Corporates wie z. B. Volkswagen sehr gut und gehören mit ihren neuen Werken in Poznan und Polkowice zu den grossen Arbeitgebern in Polen. Und auch die Kaufland-Gruppe ist im harten Wettbewerb mit anderen Grossverteilern zunehmend erfolgreich. Weitere Erfolgsgeschichten schreiben grosse Mittelständler wie Rossmann und Vessmann. Der Heizungsbauer ist schon seit mehr als 25 Jahren in Polen aktiv und heute, vor polnischen und anderen ausländischen Unternehmen, unbestrittener Marktführer.

Regierung will Lohnunterschiede abbauen

Diese Unterschiede auszugleichen ist erklärtes Ziel der neuen polnischen Regierung. Dabei setzt sie alles daran, aus der Falle niedrigen Einkommensniveaus herauszukommen. Auch soll Polen keine verlängerte Werkbank mehr sein, sondern seine Unternehmen sollen eigenständig hochwertige Produkte für den Binnenmart und den Export erzeigen. "In 15 Jahren wird ein Durchschnittspole genau so viel verdienen wie ein Durchschnittseuropäer", verkündete erst kürzlich der amtierende polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.

Erreicht werden soll dies durch höhere Innovationsausgaben und die Stärkung einheimischer Unternehmen oder ausländischer Unternehmen mit Sitz und zahlreichen Mitarbeitern in Polen. Diese beiden Faktoren sollen stärker in staatlichen Vergabeverfahren berücksichtigt werden. Dies durch Zusatzpunkte für neue Technologien sowie die Anzahl der Festangestellten in Polen. So entschieden z. B. 2016 deutsche Unternehmen 118 Wettbewerbe mit einem Volumen von über 1 Mrd. Euro für sich, was 10% des ausgeschriebenen Gesamtvolumens entsprach.

Derzeit noch immer sehr gute Standortfaktoren

Obwohl das europäische Recht eine Benachteiligung ausländischer Marktteilnehmer verbietet und Ministerpräsident Morawiecki bei jeder Gelegenheit die wichtige Rolle ausländischer Investoren in der polnischen Wirtschaftsentwicklung lobt, blicken diese zunehmend zurückhaltend in die Zukunft. Ein Rückgang ihrer Aktivitäten ist bislang noch nicht zu erkennen, doch die Ergebnisse der jährlichen Konjunkturumfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer unter Vertretern von Unternehmen aus 13 Ländern zeigt eindeutig, dass weniger Investitionsprojekte auf dem Weg sind.

Die 21 untersuchten Standortfaktoren liefern die Begründung. Die Ausbildung und das Engagement der Arbeitnehmer in Polen werden gleich gut oder besser als 2015 bewertet. Zufriedenheit herrscht auch in Bezug auf die Zulieferbasis. Die Infrastruktur, die einstige Achillesferse des Landes, verbesserte sich mittlerweile auf Rang sechs. Die Zahlungseingänge wurden pünktlicher, der Zugang zu Fördermitteln einen Spalt breiter. Selbst die administrativen Abläufe scheinen reibungsloser zu funktionieren.

Aber: Politische Stabilität verringert sich

In der Sechs-Punkte-Notenskala rutschte die Einschätzung der politischen Stabilität um eine ganze Note ab, die Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik um eine halbe. In beiden Fällen galt Polen bisher als regionaler Musterknabe, nun markieren beide Kriterien die Schlusslichter.

Hinzu kommt, dass sich auf wirtschaftspolitischer Ebene die Meinungsunterschiede zwischen Polen und Deutschland vertiefen. Die in Warschau bis heute betonte wichtige Rolle der Kohle und Vorstöße, die Möglichkeiten im Bereich erneuerbarer Energien zu begrenzen, stehen im Gegensatz zur durch Deutschland forcierten EU-Klimapolitik. Neue Sozialmaßnahmen, wie z. B. monatlich 500 Zloty pro Kind, setzen gemäss Experten schon seit 2017 die polnischen Staatsfinanzen stark unter Druck. Dabei entwickelt sich deren Defizit bereits auf die Maastricht-Grenze von 3% zu.

Beide Seiten sind und bleiben aufeinander angewiesen

Polen ist mittlerweile der siebtwichtigste Handelspartner Deutschlands. Dies noch vor Österreich oder Russland. Deutschland steht für ein Viertel aller polnischen Außenhandelsumsätze. Zusätzlich werden 60% der polnischen Ausfuhren von ausländischen Investoren generiert, unter denen Deutsche die größte Gruppe darstellen.

Umgekehrt binden polnische Unternehmen ihre Zukunftspläne immer stärker an den deutschen Markt. Sie wandeln sich immer schneller vom anonymen Zulieferer zu eigenständigen Unternehmen mit hochwertigen Produkten und einem oft schon erstklassigen After-Sales Service und eigenen Repräsentanzen in Deutschland. Ihre Investitionsen sind zwar mit denen deutscher Unternehmen in Polen nicht vergleichbar. Doch umfassten sie 2017 über 940 Mio. Euro.

Fazit:

Der Ruf der neuen polnischen Regierung nach eigenständigeren und stärkeren polnischen Unternehmen, beruht auch auf einem zunehmend wachsenden Inlandsmarkt, der zunehmend auch teure und anspuchsvolle Waren heimischer Hersteller akzeptiert und nachfragt. Deutsche Unternehmen profitieren bei Ihren polnischen Vertragspartnern und Mitarbeitern zunehmend von einer guten Ausbildung und, nach wie vor, von einer weniger schematischen Denkweise. Beide Partner ergänzen sich insofern bestens, wofür ihre bisherige Zusammenarbeit einen erfolgreichen Beweis liefert. Wenn beide Seiten sich weiter anstrengen und regelmäßig nachjustieren, sollte auch in den nächsten 25 Jahren eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit möglich sein.

Über Oskar Loewe

Als selbstständiger Unternehmensberater mit Sitz in der steuergünstigen Zentralschweiz berate und begleite ich seit 2001 Unternehmer der Technologie- und Dienstleistungsbranchen bei der Standortentwicklung Schweiz. Dies beginnend mit der Beratung zum Standortentscheid, über die Projektierung der Neugründung oder Expansion, bis hin zu einem rentablen Betrieb (und darüber hinaus). Weiteres Angebot: Treuhanddienstleistungen, Firmengründungen, Buchhaltungen und Steuererklärungen gemäss Schweizer Steuerrecht sowie Personalberatung und Administration. Regionalen Regierungen biete ich innovative Konzepte und Entscheiderontakte zur erfolgreichen Investment-Promotion von Industrie- und High-Tech Parks oder Branchenclustern. Auch suche ich im Kundenauftrag gut geführte Unternehmen zur Übernahme und begleite die gesamte Transaktion bis zum erfolgreichen Abschluss. Neben meiner unternehmerischen Tätigkeit war ich seit 2009 für bekannte Unternehmerverbände tätig. Zuletzt von 2015-2019 als Vorstand bei Deutscher Arbeitgeber Verband e.V..

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